Nürnberg, den 20.10.2010
Liebe Freunde und Unterstützer!
Wir freuen uns, uns Ihnen/Euch diesmal als Ghana-Freunde e.V. vorzustellen:
Aus einer privaten Hilfsaktion zugunsten des Krankenhauses in Worawora/Ghana ist nun Verein „Ghana-Freunde e. V.“ entstanden. In den letzten Jahren haben wir schon an unserem Status gefeilt und hoffen nun mit der Vereinsgründung im Mai 2010 den letzten Schritt für eine befriedigende Organisationsform geschaffen zu haben. Seit Juni ist dieser Verein auch als gemeinnützig anerkannt.
Ghana-Freunde e.V. hat zwei Pfeiler:
1. Wir, d.h. Christfried Döring (Ingenieur) und Helga Fuchs (Erzieherin), sind in der Volta-Region tätig. Über den aktuellen Stand dieser Projekte möchten wir Sie/Euch hiermit informieren.
2. Anne Sittl (Ärztin) ist in Takoradi / Western-Region mit ihrem Gesundheitsprojekt aktiv.
Informationen hierzu werden separat verschickt.
Hinter jedem Projekt stehen natürlich Menschen, die vor Ort in unermüdlichem persönlichem Einsatz an der Verbesserung der Lebensbedingungen in ihrem Land arbeiten. Wir haben das Glück, zwei außergewöhnlich engagierte Frauen als ghanaische Partnerinnen zu haben: Juliana Foli und Comfort Agbley.
Mit Comfort Agbley, der Leiterin des Modellkindergartens „MOMO-Monte“ in Hohoe arbeiten wir seit 2007 zusammen. Dieses Projekt erhält derzeit unsere größte Aufmerksamkeit. Warum uns qualifizierte pädagogische Arbeit mit Kindern im Alter von 2 – 7 Jahren wichtig ist und wie sich Momo-Monte im letzten Jahr entwickelt hat, ist auf den Seiten 3 und 4 „Hilfe zur Selbsthilfe in Ghana“ ausführlich beschrieben.
Juliana Foli betreibt seit 1990 zusammen mit zwei Helferinnen die „Gisela-Memorial-Klinik“ in Abutia Kpota. Diese ist für mehrere Tausend Menschen der einzige Anlaufpunkt in einer Gegend in der Voltaregion, in der es weder Strom, noch fließendes Wasser oder befestigte Straßen gibt. Die Menschen leben von dem, was ihre Feldarbeit hergibt.
Juliana hat den Standort ihrer Klinik bewusst ausgewählt, um diesen Menschen zu helfen. Außer als Krankenschwester und Hebamme arbeitet sie als Beraterin in Ernährungs-, Verhütungs- und Erziehungs-Fragen. Aids-Prävention ist ihr ein besonders großes Anliegen.Juliana überzeugt Eltern, wie wichtig regelmäßiger Schulbesuch für deren Kinder ist, auch wenn diese dadurch als Arbeitskraft bei der Feldarbeit ausfallen, und hilft Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Julianas Rat wird von der Bevölkerung gerne angenommen. Sie lebt den Menschen vor, was sie vermitteln möchte. Juliana sammelt z.B. Regenwasser, baut Moringabäume zur Verbesserung der oft einseitigen Ernährung an und sammelt Plastikmüll auf ihrem Gelände ein, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Menschen rund um Abutia bezeichnen Juliana mit Recht liebevoll als ihre Tante oder Mutter.
Die Gisela-Memorial-Klinik ist inzwischen von der Krankenversicherung anerkannt, so dass Juliana einen Teil der Behandlungskosten erstattet bekommt. Sie ist rund um die Uhr im Einsatz und schläft in ihrer Klinik, um im Falle eines Notfalls keine wertvolle Zeit zu verlieren. Aber auch im privaten Bereich macht Julianas Hilfsbereitschaft keinen Halt. Außer einigen Sozialwaisen, die bei ihr leben, hat sie vor einem Jahr ein Waisenkind bei sich aufgenommen, dessen Mutter bei der Geburt starb. Die kleine Amenuveve entwickelt sich prächtig, wie auch sonst alles, was unter Julianas Fürsorge steht. Mit Hilfe von Spendengeldern konnten wir Julianas Arbeit in den letzten Jahren finanziell unterstützen. Auch die Babynahrung für Amenuveve konnte Juliana dank zahlreicher Spenden finanzieren.
Das Klinikgebäude wurde 1998 mit Hilfe von großzügigen Spenden aus Deutschland errichtet. Als Wohnhaus dient bisher ein sehr einfaches Gehöft, nahe der Klinik, das Juliana gemietet hat. Im Laufe des nächsten Jahres möchte der Besitzer dort einziehen. So plant Juliana nun den Neubau eines Wohnhauses. Spätestens, wenn sie die Arbeit an eine Nachfolgerin übergeben muss - Juliana ist inzwischen 66 Jahre alt -, braucht sie ein Personal-Gebäude, das zur Klinik gehört.
Wir sehen ihren großen Einsatz und bitten Euch daher um Spenden, um die medizinische und die soziale Versorgung dieser ganzen Region auch in Zukunft zu sichern. Für den gesamten Neubau rechnet Juliana mit einem Betrag von ca. 25 000 €. Das Projekt kann allerdings in Etappen umgesetzt werden.
Das Krankenhaus in Worawora ist unser ältestes Projekt und war zwischenzeitlich auch unser größtes „Sorgenkind“. Das Krankenhaus wird jetzt von der Regierung geführt. So werden die Medikamente, die Personalkosten und einiges, was an den Gebäuden zu renovieren ist, von der Regierung bezahlt. Auch tragen die Einnahmen des 2001 von Christfried jun. gebauten Leichenhauses zum Unterhalt des Krankenhauses bei.
Die EP-Church, ursprüngliche Besitzerin dieses Krankenhauses, hat jetzt auch zugesichert, mit Unterstützung einzuspringen, wo es an Material oder Geräten fehlt. An dieser Stelle würden auch wir, als Nachkommen des Gründers dieses Krankenhauses, Dr. med. Christfried Döring sen., uns dort einklinken, wo dringend materielle Hilfe nötig ist.
Beispielsweise funktioniert das Röntgen-Gerät seit mehreren Jahren nicht mehr. Wenn wir ein gebrauchtes Gerät auftreiben könnten, würde das die Behandlungsmöglichkeiten der Patienten enorm verbessern. Für diesbezügliche Hinweise wären wir sehr dankbar. Auf jeden Fall bleiben wir in gutem Kontakt mit dem neuen Chefarzt Dr. Mensah und begleiten die weitere Entwicklung des Krankenhauses.
Für diese Projekte bitten wir Sie/Euch um Unterstützung:
All denen, die sich entscheiden, für diese Projekte zu spenden, versichern wir, dass alles Geld direkt in Ghana ankommt. Jede auch noch so kleine Spende ist willkommen. Mit beispielsweise 10 € monatlich können im Kindergarten laufende Materialien wie Malpapier, Stifte, Kleber usw. finanziert werden. Oder Juliana kann Schritt für Schritt weitere Bau-Materialien für ihr Haus kaufen.
Der Verein führt zwei Spendenkonten bei der VR-Bank EHH BLZ: 763 600 33
• Für unsere Arbeit in der Volta-Region: Kto.: 606 405
• Für Dr. med. Anne Sittl in Takoradi: Kto.: 100 606 405
Wir sind für jede noch so kleine Spende dankbar!
Um eine Spendenquittung verschicken zu können, brauchen wir unbedingt die vollständige Adresse.
Und wer nicht spenden kann oder möchte, der kann unsere Arbeit vielleicht mit guten Gedanken unterstützen. Auch das wäre ein wichtiger Beitrag.
Wir danken allen denen, die unsere Arbeit in den vergangenen Jahren unterstützt haben, und grüßen ganz herzlich!
Christfried Döring und Helga Fuchs
Anlage: Hilfe zur Selbsthilfe in Ghana Das Kindergarten-Projekt
Hilfe zur Selbsthilfe in Ghana: Das Kindergarten-Projekt
Hilfe zur Selbsthilfe fängt bei der (Aus-)Bildung der kommenden Generation an. Die neueste Hirnforschung zeigt, dass die Basis für alles weitere Lernen auf neurologischer Ebene in den ersten sieben Lebensjahren durch Stimulation aller Sinne geschaffen wird. Was in dieser Zeit versäumt wird, kann nie mehr nachgeholt, sondern nur noch kompensiert werden. Von Natur aus holt sich ein Kind diese Lernerfahrung selbst. Das bedeutet, dass der Mensch während der Schulzeit und auch in späteren Jahren umso leichter und besser lernen kann, je vielfältiger die Sinneserfahrungen in seinen ersten sieben Lebensjahren waren. Das Kind muss mit dem ganzen Körper im eigenen Tempo ausprobieren dürfen, wie die Dinge beschaffen sind, wie sie sich anfühlen und wie sie sich verhalten:
„Wenn Kinder die Welt selbstständig erschließen, indem sie z. B. beim Sandspielen mit verschiedenen Behältern messen, vergleichen und ihre eigenen Schlüsse ziehen, schaffen sie damit Basiskompetenzen für weiteres Lernen“.
Sosteht es im ghanaischen Lehrplan für Kindergärten. Um Kindern frühzeitige Förderung zu ermöglichen, ist in Ghana der Besuch von zwei Jahren Kindergarten Voraussetzung für die Einschulung. (Wenn im folgenden Text von Ghana die Rede ist, so basiert diese Information auf unseren langjährigen Erfahrungen in der Voltaregion, wo unser Projekt angesiedelt ist.)
In Ghana gibt es allerdings keine Ausbildung für Frühpädagogik, der Kindergarten ist den Schulen angegliedert. Dadurch erleben Kinder ab dem Alter von drei Jahren die Schulsituation im traditionellen Sinne:
Bei Frontalunterricht üben sie, ruhig in den Bänken zu sitzen und Zahlen und Buchstaben im Chor nachzusprechen. Der Unterricht findet nach einem festen Stundenplan statt: Lesen, Schreiben, Rechnen im Wechsel. Zwischendurch werden Lieder zur Auflockerung gesungen. Ruhig zu sitzen wird mit Konzentration gleichgesetzt und häufig durch autoritäres Auftreten bis hin zur körperlichen Züchtigung erreicht.
Unser Ziel „Hilfe zur Selbsthilfe“ setzt bei der Bildung der kommenden Generation an. So wollen wir helfen, den oben zitierten Lehrplan für Kindergärten in Ghana, der kindgerechte Pädagogik fordert, auch umzusetzen. Bisher ist dieser nämlich leider nur Theorie und die Praxis sieht ganz anders aus.
Comfort Agbley, unsere ghanaische Partnerin, ist pensionierte Lehrerin und ehemalige Beschäftigte der Erziehungsabteilung für den Bezirk Hohoe. Sie hat sich vorgenommen, diesen neuen Weg für kindgerechte Bildung einzuführen und auszubauen. Neue Wege zu gehen, erfordert Mut, und es ist wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben. So möchte sie einen Modelkindergarten aufbauen, um ein Lern- und Übungsfeld für
Kindergarten-Lehrerinnen zu schaffen. Gleichzeitig eröffnet Comfort Agbley für 45 Kinder einen bestmöglichen Bildungszugang. Da ihr Bildungsgerechtigkeit ein Anliegen ist, besuchen Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft diesen Kindergarten. Zwei Waisenkinder hat sie in ihre Familie aufgenommen, um auch diesen Kindern den Besuch im „MOMO-Monte“ zu ermöglichen.
Wir wollen Comfort bei diesem Vorhaben mit pädagogischem Fachwissen, unserer europäischen Erfahrung und mit finanziellem Startkapital unterstützen.
Folgende Punkte stehen in der Konzeption von MOMO-Monte:
• Die Gruppenstärke beträgt maximal 15 Kinder
• Sitzen im Kreis, Lernen im Spiel
• Lernen mit Material
• Entspannte Atmosphäre
• Kindgerechte Themen
• Gelegenheit und Anregung um selbst tätig zu werden
• Soziale Interaktion der Kinder untereinander ist erwünscht
Innerhalb eines Jahres wurden folgende Ziele umgesetzt:
• Liebevolle Atmosphäre
• Sitzen im Kreis, Beteiligung aller Kinder
• Lernen mit Material: Lehrmaterial in Form von Bildkärtchen, die selbst herstellbar sind, bis zu Spielzeug, Puzzles, Puppen, Spielautos, Papier und Stiften
• Angeleitete Einheiten wechseln mit Freispiel ab
Mit Hilfe von zahlreichen Spenden konnten die gesamten Personalkosten des letzten Jahres für zwei Lehrerinnen, einen Helfer und eine Köchin finanziert werden. Die Raum- Miete und das Mittagessen wurde von den Elternbeiträgen abgedeckt. Die derzeit angemieteten Räume sind allerdings nicht ideal: Sie sind nicht absperrbar, die Kinder verlieren das Spielzeug im weitläufigen Außengelände, alles Mobiliar und Material muss morgens aus einem verschließbaren Abstellraum heraus- und am Nachmittag wieder hinein-geschlichtet werden. Bauliche Investitionen, um die Situation zu verbessern, lohnen sich hier aber nicht, da der Vermieter in absehbarer Zeit dort selber einziehen will.
So hat Comfort Agbley, inzwischen mit ihrer eigenen Pensionsnachzahlung ein Grundstück gekauft, dabei den dringenden Ausbau ihres eigenen Hauses hinten angestellt und stattdessen für den Kindergarten einen Rohbau (noch ohne Dach) errichten lassen. Damit sind ihre finanziellen Mittel inzwischen jedoch restlos erschöpft.
Wir wissen dieses Engagement sehr zu schätzen und würden Comfort gerne helfen, dieses Gebäude fertig zu stellen, um die Arbeit am Kind zu optimieren. Wir bitten Sie/Euch hiermit um Spenden für diesen Modell-Kindergarten.
Der Neubau wird nach derzeitigen Schätzungen ca. 25.000 € kosten, für eine Sanitär- Anlage sind weitere ca. 5.000 € erforderlich und für die Einfriedung und einige Spielgeräte kommen noch einmal ca. 6.000 € dazu. Damit der Bau erst einmal vorangehen kann, hat Christfried bereits einen Zuschuss aus eigener Tasche gegeben.
Auch die Personalkosten (derzeit ca. 650 € monatlich) würden wir gerne für ein weiteres Jahr übernehmen, um die Weiterführung des Projektes zu gewährleisten. Um den Stand der inhaltlichen Arbeit zu begleiten und Supervision zu leisten, möchten wir einmal jährlich einen Besuch vor Ort machen. Während dieser Aufenthalte können wir dann auch Fortbildungskurse für Kindergarten-Lehrerinnen zur Umsetzung des Lehrplans durchführen, die von der Koordinationsstelle für Kindergärten im Distrikt Hohoe organisiert werden.
Außerdem ist geplant, Frau Comfort Agbley zu einem vierwöchigen Kindergarten-Praktikum nach Deutschland einzuladen.
Helga Fuchs
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